Luigi Pareyson, Vom Staunen der Vernunft, a cura di Gianluca De Candia, Münster, Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, 2021, pp. 211, PDF gratuito

Luigi Pareyson ist bislang im deutschsprachigen Raum wenig bekannt, obwohl seine Werke in viele Sprachen übersetzt wurden, da er zweifellos neben Hans-Georg Gadamer und Paul Ricoeur zu den Begründern der modernen philosophischen Hermeneutik gehört. Aufgrund seiner intellektuellen Vielfältigkeit hat er viele seiner Schüler, zu denen Umberto Eco und Gianni Vattimo gehören, inspiriert und ihnen ein breites Spektrum eröffnet, das von idealistischen Ansätzen über die Hermeneutik bis zur ästhetischen Theorie reicht..

Der Band liefert eine vielfältige, zugleich aber in sich kohärente Skizze wichtiger Motive seiner Philosophie: die Hauptzüge seiner Fichte- und Schelling-Interpretation, die Grundlagen seiner ,,Ontologie der Freiheit“, seine philosophische Hermeneutik der religiösen Erfahrung, die Grundlinien seiner Ästhetik und schließlich Überlegungen, die die soziale Funktion betreffen, die der Philosophie zukäme. Wie ein roter Faden zieht sich durch alle diese Beiträge eine intellektuelle Haltung des Staunens. Es ist die Haltung eines Nicht-völlständig-Begreifens angesichts des menschlichen Daseins und seiner Freiheit, des Bösen in der Geschichte, des Phänomens der überschwänglichen Schönheit, der Deutungskraft des Mythos, der unvermeidbaren Andersheit des Anderen und des Ichs selbst. Und es ist genau dieses Staunen, das die Menschen – seit den Anfängen bis heute – zum Philosophieren veranlasst.

»Mit diesem Werk hat Gianluca De Candia seiner wertvollen Vermittlungsarbeit zwischen der italienischen und deutschen Philosophie einen weiteren Baustein hinzufügt.« (Gianni Vattimo).

Gianluca De Candia, geboren 1983, hat in Bari und Rom Katholische Theologie und Philosophie studiert und wurde 2011 an der Universität Gregoriana promoviert. 2017 hat er sich im Rahmen eines Alexandervon- Humboldt-Fellowships an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Fach Philosophische Grundlagenfragen der Theologie habilitiert. Seit 2018 fördert die DFG sein Forschungsprojekt zur neueren italienischen Philosophie, namentlich der Schule von Luigi Pareyson.

Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG

Indice

GeleitwortIX
von Gianni Vattimo und Giuseppe Riconda
 
EINLEITUNG
Luigi Pareysons Leben und Werk im UmrissXIII
von Gianluca De Candia
 
1.    Leben  XV
 
2.    WerkXVII
 2.1Übergang vom Existenzialismus zum ontologischen PersonalismusXVII
2.2Vom ontologischen Personalismus zur Hermeneutik des UnerschöpflichenXX
2.3Von der Hermeneutik des Unerschöpflichen zur Ontologie der FreiheitXXIV
 
3.    Wirkung: Der Einfluss Pareysons auf die gegenwärtige Philosophie in ItalienXXXII
 3.1Umberto EcoXXXII
 3.2Gianni VattimoXXXVI
 3.3Ugo PeroneXXXIX
 3.4Claudio CiancioXLIII
 3.5Sergio GivoneXLVII
   
   
LUIGI PAREYSON
 
VOM STAUNEN DER VERNUNFT
 
KAPITEL 1:
ZWISCHEN IDEALISMUS UND REALISMUS
Die Wahl der Philosophie nach Fichte
 
1.1Ein missverstandenes Wort Fichtes3
1.2Die Haltung des Realismus und des Idealismus und deren Unterscheidung7
1.3Der Anfang des Philosophierens als realer Akt der Freiheit16
1.4Der Idealismus als Philosophie der Freiheit21
   
KAPITEL 2:
ZWISCHEN NEGATIVER UND POSITIVER PHILOSOPHIE
Das Staunen der Vernunft nach Schelling
 
2.1Der Übergang von der negativen zur positiven Philosophie29
2.2Die rationale Ekstase und das Staunen der Vernunft30
2.3Ohnmacht, Verstummen und Unterwerfung der Vernunft31
2.4Staunen und Bewunderung33
2.5Die Vernunft gegenüber dem intransitiven, unzweifelhaften, unvordenklichen Sein35
2.6Teoplektischer Charakter der frühen Menschheit und Stumpfheit der Vernunft36
2.7Religiöser Schauer und schläfriges Bewusstsein37
2.8Kants Abgrund der Vernunft und der Schauder des Seins39
2.9Von der Kontinuität und Diskontinuität zwischen den beiden Philosophien41
   
KAPITEL 3:
ZWISCHEN NOTWENDIGKEIT UND NICHTS
Die Philosophie der Freiheit
   
3.1Der Abgrund der Freiheit und die Grundfrage: Heidegger und Schelling47
3.2Die ursprüngliche Bindung zwischen Freiheit und Nichts50
3.3Die Freiheit als Anfang und Wahlentscheidung53
3.4Möglichkeit und Wirklichkeit des Bösen56
3.5Erlösender und enthüllender Wert des Leidens58
   
KAPITEL 4:
ZWISCHEN MYTHOS UND PHILOSOPHIE
Die religiöse Erfahrung und die Philosophie
  
4.1Der Gott der Philosophen  63
4.2Der Begriff der Transzendenz  67
4.3Transzendenz der Natur, des Moralgesetzes, der Vergangenheit, des Unterbewusstseins  68
4.4Transzendenzerfahrung  71
4.5Transzendenz und Göttlichkeit  74
4.6Poetische Symbole und anthropomorphe Mythen  76
4.7Die Angemessenheit des tautegorischen Symbols  79
4.8Die Untrennbarkeit von Stofflichkeit und Transzendenz  81
4.9Die Unerschöpflichkeit der Transzendenz: Symbol und Metapher  84
4.10Unsagbarkeit der Transzendenz: Symbol und Begriff  86
4.11Der unverfälschte und der falsche Anthropomorphismus  88
4.12Gott als Freiheit: göttlicher Arbitrarismus  93
4.13Sich-Wählen und Gewählt-Werden  99
   
KAPITEL 5:
ZWISCHEN ONTOLOGIE UND ÄSTHETIK
Betrachtung des Schönen und Produktion von Formen
  
5.1Interpretation und Betrachtung des Schönen  103
5.2Der produktive Charakter der Interpretation  106
5.3Die formgebende Tätigkeit  108
5.4Die formgebende Dynamik im Produktionsgeschehen  109
5.5Die formgebende Dynamik im Interpretationsgeschehen  112
   
KAPITEL 6:
ZWISCHEN UNIVERSALITÄT UND GESCHICHTE
Die Sozialität der Philosophie
  
6.1Der dialogisch-personale Charakter des Denkens  117
6.2Die Universalität der Philosophie als Zeichen der Freiheit  118
6.3Risiko: Kommunikation ohne Wahrheit  120
6.4Chance: Universalität am Beispiel der Kunst  123
  

Nachworte
  
Pareyson und das Staunen der Vernunft Anmerkungen zu seiner Schellinglektüre  127
von Claudio Ciancio
  
Zwischen aut-aut und et-et Die Philosophie von Luigi Pareyson  133
von Ugo Perone
  

Textnachweise  139
  

Literaturverzeichnis
Originaltexte  141
Übersetzungen  148
Literatur  150